Geistlicher Impuls

Liebe Schwestern und Brüder!

In den ersten Herbsttagen ist es in unseren Pfarreien üblich, dass wir das Erntedankfest begehen. Viele unserer Altäre werden mit Erntegaben geschmückt sein. Wir danken Gott für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit.

Doch warum tun wir dies? Sind wir nicht daran gewöhnt, reich gedeckte Tische zu haben? Ist es für uns nicht etwas Selbstverständliches, dass wir im Supermarkt gefüllte Regale finden? Ist es nicht etwas Selbstverständliches, dass ein jeder seiner Arbeit nachgeht? Muss man dafür überhaupt danken?

Es ist doch gerade so, dass es die kleinen Dinge des Lebens sind, dass das Selbstverständliche das Leben erst ausmachen. So heißt es auch dafür wach zu bleiben. Das vermeintlich Normale ist eben oftmals das Besondere. Es scheint bspw. normal, dass ein Freund einem immer zur Seite steht, doch ist dies wirklich so selbstverständlich? Es scheint normal, dass ausreichend zum Leben bei uns vorhanden ist. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, selbst in unseren Breitengraden ist dies keine Selbstverständlichkeit.

In der großen Danksagung der Kirche, der Eucharistie, wird dies besonders deutlich, wenn im selbstverständlichen Brot Gott selbst da ist. Sollte das nicht Dankbarkeit in uns wecken? Das Erntedankfest ist somit auch ein erneuter Aufruf, dankbare Menschen zu werden, die nichts als selbstverständlich hinnehmen. So können wir uns fragen, für was bin ich dankbar? Wo muss ich dankbarer werden? Wo erfahre ich mich als beschenkt? Wo kann ich schenken?

Ich persönlich möchte Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, bspw. für den warmherzigen Empfang in unserer Pfarrei danken, den ich nicht als selbstverständlich betrachte, der mich aber hoffnungsfroh in die gemeinsame Zukunft blicken lässt. Vielen Dank!

Ihr

Christian Josef Kossmann, Kooperator